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Newsletter

Jugendschutz Newsletter Nr. 11 vom 07.09.2022

im aktuellen Newsletter finden Sie wie gewohnt Nachrichten und Rechercheergebnisse der letzten Wochen zu den unterschiedlichsten Handlungsfeldern des Kinder- und Jugendschutzes. Die Nachrichten geben nicht unbedingt die Meinung der BAJ wieder. Sie sind Ergebnisse redaktioneller Auswahl, Bearbeitung und Recherche und geben einen Überblick über wichtige Ereignisse und Entwicklungen mit Bedeutung für den Kinder- und Jugendschutz.

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»Jemand, der Fake News verbreitet, weiß, dass das nicht wahr ist.«

Sonderbefragung »JIMplus« zu Fake News und Hatespeech im Alltag von Jugendlichen

Jugendliche zwischen zwölf und 19 Jahren stoßen regelmäßig auf Fake News und Hatespeech im Netz. Mit zunehmendem Alter steigt der Kontakt mit diesen Phänomenen. Hasserfüllte Kommentare werden vor allem auf den bei Jugendlichen beliebten Plattformen Instagram, TikTok, YouTube und WhatsApp wahrgenommen. Inhaltlich richtet sich der Hass nach Erfahrung der Jugendlichen insbesondere gegen die Sexualität von Menschen sowie gegen das äußerliche Erscheinungsbild, wie beispielsweise die Hautfarbe. Dabei nehmen Jugendliche einen deutlichen Einfluss von Hatespeech auf die Gesellschaft und auch das eigene Handeln wahr. Ein Drittel der Jugendlichen gibt bspw. an, aus Angst vor negativen Reaktionen seine Meinung nicht mehr öffentlich zu posten. 
Dies sind Ergebnisse der »JIMplus Fake News und Hatespeech«, einer Zusatzstudie zur Studienreihe Jugend, Information, Medien (JIM), die am 22. Juli veröffentlicht wurde. Für die Untersuchung wurden in einem ersten, qualitativen Schritt 36 Jugendliche von 14 bis 19 Jahren anhand von Tagebüchern und Online-Fokusgruppen befragt. Hierbei stand im Vordergrund, das Verständnis der Begriffe zu klären und persönliche Erfahrungen abzufragen. In einem zweiten, quantitativen Schritt wurde vom 8. bis 17. Juni 2022 eine repräsentative Online-Befragung mit Zwölf- bis 19- Jährigen in ganz Deutschland durchgeführt. Ziel war die Erfassung individueller Wege zur Informationsbeschaffung sowie die Wahrnehmung und der Umgang mit Fake News und Hatespeech im Netz. 
Die Studienergebnisse sind als Chartbericht unter www.mpfs.de abrufbar. 

 

Quelle: Pressemeldung des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest, Stuttgart, 22. Juli 2022

Mit Fakten gegen Fakes: Materialpaket für Elternabende zum Thema Desinformation

FSM

In einer Kooperation zwischen den Medienbildungsprojekten der FSM sowie Expertinnen und Experten aus Schule, Journalismus, Wissenschaft und Elternarbeit entstand im Rahmen eines Förderprojektes ein kostenfreies und niedrigschwelliges Materialpaket für Lehr- und pädagogische Fachkräfte, um in Elternabenden für Fragen der Medien- und Nachrichtenkompetenz zu sensibilisieren. Eltern und Familien sollen dabei unterstützt werden, ihre Kinder beim Umgang mit Desinformation und Verschwörungserzählungen im Internet begleiten zu können.

Medienpädagogische Elternarbeit stärken: »Mit Fakten gegen Fakes« gibt Lehr- und pädagogischen Fachkräften ein Materialpaket für die Durchführung eines 30- oder 60-minütigen Elternabends an die Hand, der einen ersten Einstieg in das Thema bietet und Eltern konkrete Tipps und Handlungsmöglichkeiten mit auf den Weg gibt.

Weitere Information und das Material zum Download finden sich sowohl bei Medien in die Schule, der etablierten Plattform für Materialien für die Medienbildung sowie beim Fortbildungsprogramm weitklick – Das Netzwerk für digitale Medien- und Meinungsbildung.

 

Quelle: Meldung der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia-Dienstanbieter (FSM), Berlin, 16. August 2022

Deutsches Kinderhilfswerk kritisiert mangelhafte Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention in Deutschland

Das Deutsche Kinderhilfswerk hat im Vorfeld der am 05.09. beginnenden Anhörung der Bundesregierung vor dem UN-Kinderrechtsausschuss die mangelhafte Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention in Deutschland kritisiert. So ist Deutschland bei der Verankerung der Kinderrechte im Grundgesetz in den letzten 30 Jahren seit Verabschiedung der UN-Kinderrechtskonvention noch keinen Schritt weitergekommen. Zudem fehlt nach wie vor eine Gesamtstrategie zur Bekämpfung der Kinderarmut in Deutschland. Auch bei der gesellschaftlichen Mitbestimmung von Kindern und Jugendlichen und der nachhaltigen Absicherung von Qualität und Chancengleichheit im Bildungssystem sieht das Deutsche Kinderhilfswerk nach wie vor große Leerstellen. Eine Fehlstelle besteht auch in der nach wie vor mangelhaften Überprüfbarkeit der Umsetzung der Kinderrechte in Deutschland, was vorrangig auf ein fehlendes systematisches Monitoringsystem und große Rückstände bei der Datenverfügbarkeit zum Thema zurückzuführen ist. 
»Ganz oben auf der Tagesordnung der Bundesregierung muss die Verankerung von Kinderrechten im Grundgesetz stehen. Diese sind ein unverzichtbarer Baustein, um kindgerechtere Lebensverhältnisse und bessere Entwicklungschancen für alle Kinder zu schaffen, ihre Rechtsposition deutlich zu stärken, und Kinder an den sie betreffenden Entscheidungen zu beteiligen. Mit der Aufnahme der Kinderrechte ins Grundgesetz im Sinne der UN-Kinderrechtskonvention besteht die große Chance, langfristig eine tragfähige Grundlage für ein kinder- und familienfreundliches Land zu schaffen«, betont Thomas Krüger, Präsident des Deutschen Kinderhilfswerkes. (…)
Die Anhörung der Bundesregierung vor dem UN-Kinderrechtsausschuss fand am 05./06.09.2022 in Genf statt. Sie ist Teil des laufenden Staatenberichtsverfahrens zum Fünften und Sechsten Staatenbericht der Bundesrepublik Deutschland zu dem Übereinkommen der Vereinten Nationen über die Rechte des Kindes (UN-Kinderrechtskonvention). Der Fünfte und Sechste Staatenbericht wurde von der Bundesregierung im Jahr 2019 vorgelegt. Der Kinderrechtsausschuss (Committee on the Rights of the Child) besteht aus 18 unabhängigen Expertinnen und Experten. Ihm obliegt durch Prüfung der Staatenberichte der einzelnen Länder die Kontrolle über die Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention. Zum deutschen Staatenbericht legt der Ausschuss Ende September seine Empfehlungen (Abschließende Bemerkungen) an die Bundesregierung vor, die es dann umzusetzen gilt.

 

Quelle: Pressemitteilung des Deutschen Kinderhilfswerks e.V., Berlin, 04. September 2022

Wie geht’s »der Jugend«?

Der Internationale Tag der Jugend erinnert weltweit an die Bedeutung dieser Lebensphase. Wichtig dabei ist, dass die Jugend selbst diesen Aktionstag vor Ort mitgestalten und feiern kann. Die Welt der Erwachsenen sollte sich hingegen auf die Herausforderungen, Ziele, Interessen, Wünsche und Möglichkeiten der Jugend fokussieren.
Leistungsdruck und Selbstoptimierung, Schulabschluss und Ausbildung oder Studium sowie der Weg heraus aus dem Elternhaus in der Zeit von Pubertät und Identitätsfindung – welch eine Herausforderung! Gerade in den letzten zweieinhalb Jahren ist das Leben aufgrund der Pandemie auch für junge Menschen dabei nicht leichter geworden. Viele Einschränkungen trafen gerade die Jugend enorm. So wurde 2022 auch relativ kurzfristig zusätzlich zum Europäischen Jahr der Jugend erklärt, um die Jugend in den Fokus zu rücken.
»Jungen Menschen eine gute Perspektive für ihr Leben zu bieten, ihre gesellschaftliche Teilhabe und politische Beteiligung zu gewährleisten, das muss auf allen Agenden stehen«, so Michael Löher, Vorstand des Deutschen Vereins. »Es ist daher gut, dass es Studien gibt, die junge Menschen in den ersten Pandemiezeiten danach befragt haben, wie es ihnen überhaupt geht, was sie kritisieren, was ihnen fehlt.« Die Jugend hat nur noch einen Anteil von ca. 10% an der Gesamtbevölkerung in Deutschland. »Die zu erwartenden Probleme liegen doch deutlich in Zahlen vor uns« so Löher. »Wir dürfen es uns als Gesellschaft nicht leisten, auch nur einen jungen Menschen nicht zu hören, nicht zu beteiligen und in der Folge gegebenenfalls zu verlieren. Das gilt gerade auch in der aktuellen Zeit, in der wegen multipler Krisen finanzielle Verteilungskämpfe kaum zu vermeiden sein werden. Die Jugend darf hier auf keinen Fall das Nachsehen haben. Aber am Internationalen Tag der Jugend sollten wir uns darüber hinaus an den Wert und die Bedeutung der Jugend als Lebensphase erinnern.«

 

Quelle: Pressemeldung des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge e.V., Berlin 12. August 2022

Pornografie im Internet: Kinderschutzbund in NRW fordert wirkungsvolle und sichere Altersüberprüfung

Dt Kinderschutzbund

»Es kann nicht sein, dass Kinder und Jugendliche in Deutschland mit wenigen Klicks bei Pornovideos im Internet landen«, sagt Prof. Dr. Gaby Flösser, Landesvorsitzende des Kinderschutzbundes (DKSB) in Nordrhein-Westfalen. »Die Anbieter müssen durch eine wirkungsvolle Altersüberprüfung gewährleisten, dass nur Erwachsene Zugriff zu pornografischen Inhalten bekommen«, ergänzt Marlis Herterich, Ehrenvorsitzende des DKSB Landesverbandes NRW. Sie verweist dabei auf die Verantwortung der Anbieter beim Jugendmedienschutz.
Der Kinderschutzbund in Nordrhein-Westfalen unterstützt den Einsatz der Landesanstalt für Medien NRW. Diese macht sich seit Langem für technische Schutzvorrichtungen für Minderjährige vor pornografischen Inhalten stark und geht konsequent gegen Anbieter (wie xHamster) vor, die sich nicht an die Regeln halten. Darüber hinaus sind nach Ansicht des Kinderschutzbundes in Nordrhein-Westfalen auch Eltern und Lehrkräfte gefragt, um Kinder und Jugendliche beim verantwortungsvollen Umgang mit Medieninhalten zu unterstützen. »Wenn Minderjährige mit Pornos in Berührung kommen, sollten sie Ansprechpartner haben, denen sie vertrauen und an die sie sich bei Bedarf wenden können«, betont die Landesvorsitzende Gaby Flösser. »Und sie sollten – wie auch bei Spielfilmen und Computerspielen – den Unterschied zwischen Medieninhalt und Realität kennen.«

Anmerkung: In der Ausgabe 3-2022 von KJug – Kinder- und Jugendschutz in Wissenschaft und Praxis steht das Thema »Gefährdung Jugendlicher durch Online-Pornografie« im Fokus mehrerer Beiträge. Weitere Informationen hierzu unter www.kjug-zeitschrift.de 

 

Quelle: Newsletter aus dem Kompetenzzentrum Kinderschutz NRW, Meldung vom 22. August 2022

Reports – Ergebnisse aus Recherchen zu aktuellen Phänomenen und Risiken im Kinder- und Jugendmedienschutz von jugendschutz.net

Jugendschutz

Report: Kauffunktionen in Social Media
Viele beliebte Social-Media-Dienste bieten Kauffunktionen an, die auch für Kinder und Jugendliche interessant sind. Nutzer:innen können Creator:innen durch Abos oder Geschenke unterstützen und mehr Aufmerksamkeit auf den eigenen Account lenken. Käufe, über die z.B. zusätzliche Inhalte oder Gestaltungselemente freigeschaltet werden, können den Spaß bei der Nutzung erhöhen.
In den Richtlinien legen die Dienste fest, dass Minderjährige Käufe nur mit Einverständnis der Erziehungsverantwortlichen tätigen dürfen. Dieses holen sie aber nicht explizit ein. Bei den Funktionen setzen sie teils auf Zugangsbeschränkungen, basierend auf den Altersangaben bei Registrierung. Im Sinne der Teilhabe und um die Entwicklung der Finanzkompetenz junger Nutzer:innen zu unterstützen, wäre statt eines Ausschlusses eine gezielte Unterstützung wünschenswert.
Der Report »Kauffunktionen in Social Media« gibt Einblick in die angebotenen Funktionen, Zahlungsmethoden und Preise von neun beliebten Diensten.

Influencing und Verschwörungspropaganda
Auf verschiedenen Plattformen präsentieren sich Akteur:innen der rechtsextremen und verschwörungsideologischen Szene als Influencer:innen und docken gezielt an die Mediengewohnheiten von Kindern und Jugendlichen an. Allen voran steht dabei das klassische Influencing mit einer Mischung aus privaten Einblicken, lebensweltnahem Content und zielgruppengerichtetem Marketing. Diesen scheinbar harmlosen Kontext nutzen die Akteur:innen, um demokratiefeindliche Statements und ihr verschwörungsideologisches Weltbild zu verbreiten.
Ihre Inhalte stellen sich auf den Plattformen unterschiedlich dar: Während auf den gängigen jugendrelevanten Sozialen Medien die problematischen Narrative eher verdeckt durch Codes vermittelt werden, sind die Aussagen auf Ausweichplattformen wie Telegram konkreter.
Bedient wird die gesamte Bandbreite an Formaten: von knappen Texten und Kurzvideo-Formaten bis hin zu ausführlichen Videos und Podcasts.

Geschichtsbilder in rechtsextremer Onlinepropaganda
Durch die Vereinnahmung und Umdeutung historischer Epochen streuen Rechtsextreme ihre Narrative online in verschiedene Diskurse ein. Im Rahmen einer Recherche untersuchte jugendschutz.net die unterschiedlichen Formate und Epochen, die zu diesem Zweck genutzt werden.
Zielgruppengerecht werden unter anderem Germanen, Kreuzordenritter, Gegner der Weimarer Republik sowie Akteure des Nationalsozialismus als Helden verehrt sowie deren Lebensinhalte und Denkansätze modern aufbereitet. Wenngleich die Inhalte oft unterhalb der Verstoßschwelle absolut unzulässiger Inhalte liegen können sie jungen Menschen ein eindimensionales Weltbild vermitteln sowie Werte einer demokratischen und freiheitlichen Gesellschaft untergraben.

Alle Reports stehen unter https://www.jugendschutz.net/mediathek zum Download zur Verfügung.

 

Quellen: Meldungen jugendschutz.net, Mainz, 01. August, 03. August und 11. August 2022

Kinder und Jugendliche spielen über zwei Stunden pro Tag Video- und Computerspiele

Bitkom Grafik

89 Prozent der 10- bis 18-Jährigen spielen Games
Die tägliche Spielzeit beträgt im Schnitt 149 Minuten

Ob an Smartphone, Computer oder Konsole: Kinder und Jugendliche in Deutschland verbringen ihre freie Zeit gerne mit Gaming. 89 Prozent der 10- bis 18-Jährigen spielen Computer- oder Videospiele und investieren dafür im Schnitt zwei Stunden und 29 Minuten pro Tag – am Wochenende liegt der Wert noch einmal deutlich höher. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Befragung im Auftrag des Digitalverbands Bitkom unter 641 Kindern und Jugendlichen in Deutschland zwischen zehn und 18 Jahren. Demnach spielen 70 Prozent mehr als eine Stunde täglich, 15 Prozent zwischen einer Viertel- und einer vollen Stunden und nur fünf Prozent maximal eine Viertelstunde am Tag. »Games sind ein fester Bestandteil im Alltag vieler Kinder und Jugendlicher«, erklärt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. »Es ist wichtig, einen geregelten Umgang mit Video- und Computerspielen zu üben. Eltern sollten gemeinsam mit ihren Kindern ein wöchentliches Zeitbudget vereinbaren oder insbesondere bei jungen Kindern eine tägliche Höchstgrenze festlegen.«

Die jüngeren Gamer verbringen etwas weniger Zeit mit Video- und Computerspielen als ältere. Kinder zwischen zehn und zwölf Jahren spielen durchschnittlich rund zwei Stunden pro Tag (119 Minuten) und Jugendliche ab 13 Jahren rund 2,75 Stunden täglich – 13- bis 15-Jährige im Schnitt 165 Minuten und 16- bis 18-Jährige 164 Minuten. Zwischen Jungen und Mädchen gibt es kaum Unterschiede: Während neun von zehn Jungen (90 Prozent) spielen, sind es unter Mädchen acht von zehn (81 Prozent). Allerdings spielen Jungen mit durchschnittlich zwei Stunden und 42 Minuten täglich über eine halbe Stunde länger als Mädchen, die im Schnitt zwei Stunden und acht Minuten pro Tag mit Video- oder Computerspielen verbringen.

Hinweis zur Methodik: Grundlage der Angaben ist eine Umfrage, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverband Bitkom durchgeführt hat. Dabei wurden 641 Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 18 Jahren befragt. Die Umfrage ist repräsentativ. Die Fragestellungen lauteten: »Spielst Du Video- oder Computerspiele?« und »Wie viel Zeit verbringst Du in Deiner Freizeit durchschnittlich pro Tag mit Video- oder Computerspielen?«

 

Quelle: Presseinformation BITKOM, Berlin, 16. August 2022

POSTBANK JUGEND-DIGITALSTUDIE 2022 - Social Media:

Mädchen nutzen Pinterest, Jungen Discord und Twitch / Postbank Jugend-Digitalstudie 2022:

Fast zwei Drittel aller Jugendlichen verwenden TikTok
Nur sechs Prozent vertrauen den Inhalten auf Facebook

Die Vorherrschaft der Social-Media-Unternehmen aus den USA gerät ins Wanken: Zwar sind YouTube, WhatsApp und Instagram nach wie vor die meistgenutzten Plattformen unter Jugendlichen. Mehr als drei Viertel der 16- bis 18-Jährigen verwenden sie. Das chinesische Kurzvideoportal TikTok schließt jedoch rasant auf: Mittlerweile betrachten 63 Prozent der jungen Nutzer:innen dort Clips oder erschaffen sogar selbst Inhalte. Bei Mädchen (70 Prozent) ist der Dienst erheblich populärer als bei Jungen (56 Prozent). TikTok ist somit der klare Aufsteiger der Pandemiejahre. Noch Anfang 2020 nutzte nur ein Viertel der Jugendlichen die Plattform. Das geht aus der repräsentativen Jugend-Digitalstudie der Postbank hervor, für die 1.000 Jugendliche im Alter zwischen 16 und 18 Jahren befragt wurden.
Nach einem rasanten Sprung im Vorjahr normalisiert sich TikToks Wachstumsgeschwindigkeit: Von 2020 bis 2021 schoss die Nutzerzahl von 27 auf 58 Prozent aller Jugendlichen in die Höhe. Von 2021 bis zur aktuellen Befragung gewann sie nur noch fünf Prozentpunkte hinzu – damit aber zwei mehr als YouTube, während Instagram stagnierte und WhatsApp sogar verlor. Die aktuellen Wachstumsgewinner sind Plattformen der zweiten Reihe: Discord konnte sich um sechs Prozentpunkte von 29 auf 35 Prozent steigern. Auch das bei Erwachsenen längst etablierte Netzwerk Twitter gewinnt für Jugendliche an Attraktivität. Es legt ebenfalls um sechs Punkte von 17 auf 23 Prozent zu. Pinterest stieg von 23 auf 28 Prozent, hat also gut ein Fünftel mehr Nutzer:innen als noch im Jahr davor.

Ehemalige Gamerplattformen bei Jungen populär: Deutliche Unterschiede im Social-Media-Nutzungsverhalten zeigen sich zwischen den Geschlechtern. Einzig YouTube wird von Jungen und Mädchen etwa gleich intensiv genutzt. Auf den Plätzen 2 bis 5 (WhatsApp, Instagram, TikTok und Snapchat) sind Mädchen spürbar intensiver aktiv. Bei Wachstumsgewinner Discord hingegen sieht es anders aus: 49 Prozent der männlichen Befragten nutzen die Plattform, aber nur 19 Prozent der weiblichen. Twitch ist ebenfalls eine Männerdomäne mit 37 Prozent männlichen im Vergleich zu elf Prozent weiblichen Nutzer:innen. Beide Unternehmen haben ihren Ursprung als Dienstleister für Gamer: Discord zur Abstimmung bei Multiplayer-Spielen, Twitch als Oberfläche für das Streaming hardwareintensiver Actiongames. Obwohl beide Plattformen ihr Inhaltsangebot mittlerweile wesentlich erweitert haben, ist ihnen die vorwiegend männliche Klientel zumindest unter Jugendlichen erhalten geblieben.

Alte Rollenbilder noch nicht überwunden: Komplett umgedreht ist das Verhältnis bei Pinterest: Dort sind nur neun Prozent der Jungen, aber 49 Prozent der Mädchen zu finden. Die Plattform dient in erster Linie zum Aufbau und zur Pflege von Bildkollektionen und ist somit ideal geeignet, um sich über Mode- und Beauty-Themen auszutauschen. 38 Prozent der jugendlichen Nutzer:innen verwenden sie für diesen Zweck. Andere Themen werden erheblich seltener diskutiert: Auf Platz 2 liegt Freizeitgestaltung, allerdings nur mit 17 Prozent.

Facebook auf dem absteigenden Ast: Der einstige Gigant der Social-Media-Branche Facebook hat bei Jugendlichen komplett den Anschluss verloren: Facebook steht nur auf Platz 10 der meistgenutzten Netzwerke und nur wenige Prozentpunkte vor Telegram. Die Nutzung der Plattform ist rückläufig: Sie sank von 17 auf 15 Prozent der Befragten. Die wenigen Verbliebenen verwenden sie auch immer weniger zum ursprünglich intendierten Zweck, anderen einen Einblick in ihr Leben zu gewähren. Der Anteil der Nutzer:innen, die dort persönliche Informationen preisgeben, sank von 47 auf 38 Prozent. Jugendliche misstrauen zudem Informationen, die sie über Facebook erhalten: Nur sechs Prozent der Befragten halten die Plattform für eine seriöse Nachrichtenquelle. Die Onlinepräsenzen etablierter Medienmarken hingegen genießen das Vertrauen von 43 Prozent der jugendlichen Leser:innen oder Zuschauer:innen. Bei TV-Kanälen sind es immerhin 36 Prozent. Der vertrauenswürdigste Online-Kanal ist mit 28 Prozent YouTube - der Videoplattform glauben die Jugendlichen sogar eher als ihren Lehrer:*innen (23 Prozent).

Hintergrundinformationen zur Postbank Jugend-Digitalstudie 2022: Für die Postbank Jugend-Digitalstudie 2022 wurden im Mai und Juni dieses Jahres 1.000 Jugendliche in Deutschland zwischen 16 und 18 Jahren repräsentativ befragt.

 

Quelle: Pressemeldung Postbank, Bonn, 28. August 2022

Was geht zu weit

Sexuelle Übergriffe unter Jugendlichen – Informationen für Fachkräfte

Broschüre

»Man müsste eigentlich der Person helfen, die belästigt wird. Man sollte sich also einmischen und zum Täter etwas sagen.« Jugendliche machen viele Erfahrungen mit sexuellen Grenzverletzungen und Gewalt. Solche Übergriffe werden häufig von anderen Jugendlichen verübt. Und ebenfalls häufig sind weitere Jugendliche involviert: als Beobachter:innen, als Freund:in oder Mitwisser:in, die nachträglich davon erfahren haben. Diese Bystander-Perspektive ist auch in pädagogischen Kontexten von Bedeutung: Sich bei Gewaltproblemen jemanden anzuvertrauen, kann entlastend sein. Eine wichtige Grundlage dafür sind soziale Normen und das Gewaltverständnis in einer Gruppe oder Einrichtung.
Die Broschüre der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen fasst zentrale Informationen zu sexueller Gewalt unter Jugendlichen zusammen. Dazu gehören Hinweise zum Handeln in akuten Situationen und zu aktuellen Materialien für die Präventionsarbeit. 
Hrsg.: Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen, Broschüre, DIN lang | 9 Seiten | 1. Auflage Hannover 2022

 

Quelle: Meldung der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen, Hannover, 25. Juli 2022

Jungen* als Gewaltausübende und -betroffene Fachforum im Projekt MLJ* - Mediatisierte Lebenswelten von Jungen*

04. November 2022 | Dortmund

Digitale Medien sind ein selbstverständlicher Bestandteil des Alltags von Kindern und Jugendlichen. Digitale Medien werden somit auch als Mittel sexualisierter Gewalt in Kindheit und Jugend eingesetzt beziehungsweise erweitern Sozialräume, in denen Übergriffe stattfinden. Für Betroffene ist dies insofern belastend, als sie orts- und zeitungebunden durch Gewaltausübende kontaktiert werden können oder das Risiko besteht, durch einmal hergestellte Missbrauchsabbildungen immer wieder eingeholt zu werden.
Jungen werden in diesem Zusammenhang meist als Gewaltausübende in den Blick genommen. Als Gewaltbetroffene geraten sie bisweilen aus dem Blick. Die Veranstaltung verweist auf beide Möglichkeiten. Entlang konkreter Fallstellungen reflektieren die Teilnehmenden gemeinsam mit den Referent:innen Katharina Kärgel und Frederic Vobbe (SRH Hochschule Heidelberg) wo Gewalt beginnt. Dabei werden unter anderem Männlichkeitsvorstellungen als Einflussfaktor auf grenzverletzendes Verhalten, die Vulnerabilität von Jungen und als Hemmnis, Gewalt offen zu legen betrachtet. Die Teilnehmenden eignen sich Handlungsprinzipien der Prävention und Intervention an.
Weitere Informationen unter: www.lagjungenarbeit.de 

 

Quelle: Meldung der LAG / Fachstelle Jungenarbeit NRW, Dortmund, 22. Juni 2022

JUGEND – CANNABIS – PRÄVENTION: WIE GEHT’S JETZT WEITER?
Am 1. April wird nunmehr das Cannabisgesetz in Kraft treten. Grund genug für die Bundesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz e.V. erneut auf die Notwendigkeit von Präventionsmaß ...
NEWSLETTER 4/2024
Im Fokus des aktuellen Jugendschutz-Newsletters steht die Diskussion um die kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene. Die Ausgabe 2-2023 von KJug passt in diesem Zusammenhang zu den in der verg ...
Besser gestern als morgen – Änderung des §184b StGB aus Sicht des Kinder- und Jugendschutzes
Unter diesem Titel hatte die BAJ am 02. Februar Parlamentarierinnen und Parlamentarier zu einem digitalen Austausch zur anstehenden Reform des § 184b eingeladen. Abgeordnete von SPD, Grünen ...
Wie geht’s unseren Kindern und Jugendlichen? – Zur mentalen Gesundheit junger Menschen - KJug 1/2024
Die vergangenen Jahre haben allen Menschen viel abverlangt. Eine Pandemie, ein Krieg, eine Wirtschaftskrise, noch ein Krieg und der Klimawandel, all dies hat auch das Aufwachsen von Kindern und Jugend ...
KJug 1/2024 Titelblatt
Wie geht’s unseren Kindern und Jugendlichen? – Zur mentalen Gesundheit junger Menschen

Kinder- und Jugendschutz in Wissenschaft und Praxis Ausgabe 1/2024

Die vergangenen Jahre haben allen Menschen viel abverlangt. Eine Pandemie, ein Krieg, eine Wirtschaftskrise, noch ein Krieg und der Klimawandel, all dies hat auch das Aufwachsen von Kindern und Jugend ...
KJug 4/2023 Titelblatt
Peer-to-Peer im Jugendschutz

Kinder- und Jugendschutz in Wissenschaft und Praxis Ausgabe 4/2023

Nicht erst seit den Silvesterkrawallen und den außergewöhnlichen Straftaten von strafunmündigen Kindern ist die Gewaltprävention in Deutschland im Fokus der (Fach)Öffentlichk ...
Titelblatt KJUG 3-2023
Prävention contra Jugendgewalt

Kinder- und Jugendschutz in Wissenschaft und Praxis Ausgabe 3/2023

Nicht erst seit den Silvesterkrawallen und den außergewöhnlichen Straftaten von strafunmündigen Kindern ist die Gewaltprävention in Deutschland im Fokus der (Fach)Öffentlichk ...
Dossier 1-2023 Titelblatt
Dossier 1/2023 Digitale Spiele. Kinder- und Jugendschutz durch gesetzliche Altersfreigaben
Im aktuellen Dossier stehen die Altersfreigaben bei Computerspielen im Fokus. Vor dem Hintergrund der Novellierung des Jugendschutzgesetzes wurden verschiedene Regelungen eingeführt, die sich auc ...

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