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Newsletter

Jugendschutz Newsletter Nr. 4 vom 24.02.2021

im aktuellen Newsletter finden Sie wie gewohnt Nachrichten und Rechercheergebnisse der letzten Wochen zu den unterschiedlichsten Handlungsfeldern des Kinder- und Jugendschutzes. Die Nachrichten geben nicht unbedingt die Meinung der BAJ wieder. Sie sind Ergebnisse redaktioneller Auswahl, Bearbeitung und Recherche, sie wollen einen Überblick über wichtige Ereignisse und Entwicklungen mit Bedeutung für den Kinder- und Jugendschutz geben.

Mehr als 10.000 Kinder und Jugendliche gaben Stimmen zur Gestaltung der kommenden EU-Kinderrechtsstrategie und Kindergarantie ab

Die Meinung von Kindern und Jugendlichen könnte bald eine größere Rolle bei politischen Entscheidungen in der EU spielen. Eine Gruppe von fünf Kinderrechtsorganisationen hat eine Online-Umfrage und Konsultationen durchgeführt, um Prioritäten von Kindern und Jugendlichen zur Verwirklichung ihrer Rechte und ihre Vorstellungen für die Zukunft zu erfahren. Mehr als 10.000 Mädchen und Jungen zwischen 11 und 17 Jahren haben sich beteiligt. Am 23. Februar wurden die Ergebnisse in dem Bericht »Unser Europa, unsere Rechte, unsere Zukunft« veröffentlicht. 
Die Europäische Kommission hat die Umfrage in Auftrag gegeben und mit den Organisationen zusammengearbeitet. Mit den Beiträgen der Kinder und Jugendlichen sollen zwei zentrale Instrumente zur Umsetzung der Kinderrechte ausgestaltet werden: zum einen die EU-Strategie für die weltweite Stärkung der Kinderrechte, zum anderen die sogenannte »Kindergarantie«, mit der gezielt benachteiligte Kinder in der EU gefördert werden sollen. 

Die Hauptergebnisse der Umfrage: 
- Die COVID-19-Pandemie hat bei Kindern und Jugendlichen in Europa und darüber hinaus zu Stress und Unsicherheit geführt. Jedes fünfte Kind in der EU, das an der Umfrage teilgenommen hat, berichtet, dass es unglücklich aufwächst und sich Sorgen um die Zukunft macht, so das Ergebnis der neuen Studie von ChildFund Alliance, Eurochild, Save The Children, UNICEF und World Vision. 
- Fast jedes zehnte befragte Kind gab an, mit psychischen Problemen oder Symptomen wie Depressionen oder Ängsten zu leben. Die befragten Mädchen waren weit mehr gefährdet als die Jungen, und ältere Kinder berichteten über ein höheres Maß an Problemen als jüngere Kinder; 
- Ein Drittel der befragten Kinder erlebte Diskriminierung oder Ausgrenzung. Dieser Prozentsatz stieg auf 50 bei Kindern mit Behinderungen, Migranten, ethnischen Minderheiten oder solchen, die sich als LGBTQ+ identifizieren; 
- Drei Viertel der befragten Kinder fühlen sich in der Schule wohl, aber 80 Prozent der 17-Jährigen haben das Gefühl, dass die angebotene Bildung sie nicht gut auf ihre Zukunft vorbereitet;
- Die Mehrheit der befragten Kinder wünscht sich Veränderungen in ihrem Schulalltag: 62 Prozent der Befragten hätten gerne weniger Hausaufgaben, 57 Prozent der Befragten wünschen sich einen interessanteren Unterricht. Fast ein Drittel der Befragten würde gerne Einfluss auf die Inhalte des Schulunterrichts nehmen: mehr sportliche Aktivitäten (33 Prozent), Lernen über Kinderrechte (31 Prozent) und mehr musische Fächer (31 Prozent). Allerdings hatten fast alle Befragten schon von Kinderrechten gehört; 
- 88 Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen wissen über den Klimawandel und seine Auswirkungen auf ihre Umgebung Bescheid, 8 Prozent wussten ein wenig darüber und 4 Prozent waren sich nicht sicher. 
Weitere Informationen unter https://www.unicef.org/eu/documents/summary-report-our-europe-our-rights-our-future

 

Quelle: Pressemitteilung Save the Children Deutschland e.V., Brüssel, 23. Februar 2021

Aufruf zur 12. Bundesweiten Aktionswoche für Kinder aus suchtkranken Familien

Nacoa

Etwa drei Millionen Kinder und Jugendliche in Deutschland wachsen in einem Haushalt mit suchtkranken Eltern auf. Für sie stellten und stellen die Lockdowns und Kontaktbeschränkungen der vergangenen Monate eine besondere Belastung dar. Der Stress in den Familien stieg und damit auch der Alkohol- und Drogenkonsum der suchtkranken Eltern. Gleichzeitig verstärkte die Schließung von Bildungs- und Freizeiteinrichtungen die Isolation der betroffenen Kinder und Jugendlichen. Sie suchten mehr Hilfe bei Beratungsangeboten im Internet, die es auszubauen gilt. Doch auch ein verbessertes Online-Angebot kann den persönlichen Kontakt zu Fachkräften vor Ort nicht ersetzen. Nach wie vor stehen Bund, Länder und Kommunen in der Pflicht, ein flächendeckendes und regelfinanziertes Hilfesystem aufzubauen.
Die Corona-Pandemie, ihre Folgeerscheinungen und auch die Maßnahmen zu ihrer Bekämpfung haben die Belastung von Kindern und Jugendlichen, die mit suchtkranken Eltern aufwachsen, verstärkt. Schon zu Beginn der Pandemie warnte die Weltgesundheitsorganisation vor erhöhtem Alkoholkonsum als Reaktion auf den zunehmenden Stress. Eine Umfrage der Paracelsus Medizinische Privatuniversität (PMU) in Nürnberg und des Zentralinstituts für seelische Gesundheit in Mannheim im Frühjahr vergangenen Jahres bestätigte diese Befürchtungen. Über 37 Prozent der Befragten gab an, dass ihr Alkoholkonsum in den Wochen des Lockdowns gestiegen sei.
Für Kinder aus Suchtfamilien bedeutete dies eine noch stärkere Bedrohung durch die Folgen der Sucht, etwa häusliche Gewalt. Mehrere Bundesländer meldeten eine deutliche Zunahme von entsprechenden Anzeigen. Gleichzeitig verstärkte die zeitweilige Schließung von Bildungs- und Freizeiteinrichtungen und die Beschränkung von Kontakten die Isolation der betroffenen Kinder und Jugendlichen. Zur inneren Isolation, die ihr Leben schon vor der Pandemie prägte, kam nun noch die äußere hinzu. Wesentliche Resilienzfaktoren, wie gesunde Beziehungen außerhalb der Familie und Möglichkeiten zur Distanz zum häuslichen Geschehen, fielen weg oder konnten nur sehr eingeschränkt aufrechterhalten werden.
Viele Kinder und Jugendliche suchten zunehmend Hilfe im Internet. Das Online-Beratungsteam von NACOA verzeichnete allein in den Monaten März und April doppelt so viele E-Mails wie vor der Pandemie, die Anzahl der begleiteten Kinder und Jugendlichen stieg um knapp 40 Prozent. Auch nach der teilweisen Rückkehr zum Normalbetrieb nahm die Anzahl der Ratsuchenden im Vergleich zum Vorjahr zu. Die Kinder und Jugendlichen litten zuhause unter der zunehmend aggressiven Atmosphäre, Gewalt und sozialer Isolation. Sorgen um Infektionsrisiken und durchlebte Erkrankungen führten zu erheblichen psychischen Belastungen, nicht selten zu schweren Depressionen.
Die Auswirkungen der Pandemie fördern noch deutlicher zutage, was sowieso bereits seit Jahren bekannt ist und gefordert wird: die Notwendigkeit eines regelfinanzierten und flächendeckenden Netzes an Hilfeangeboten für Kinder und Jugendliche aus Suchtfamilien. Sie brauchen Fachkräfte, die auch bei eingeschränkten Begegnungsmöglichkeiten den Kontakt halten, sensibilisiert sind für etwaige Gefährdungssituationen in den Familien und zumindest telefonisch oder über das Internet erreichbar sind. Auch die Online-Beratung muss ausgebaut werden. Gleichzeitig kann sie aber nicht Hilfseinrichtungen und reale Orte ersetzen, die möglichst in jedem Landkreis als Anlaufstellen für die Betroffenen dienen sollten. Die rund zweihundert bestehenden Einrichtungen reichen – verglichen mit der hohen Zahl betroffener Kinder und Jugendlicher - lange nicht aus. Bund, Länder und Kommunen stehen weiterhin in der Pflicht, die Versorgungslücke zu schließen.

 

Quelle: www.coa-aktionswoche.de (aufgerufen am 10. Februar 2021)

Kinder und Jugendliche an Lösungen und Perspektiven in Corona-Krise beteiligen

Gemeinsamer Appell von DBJR, dsj und BSK

Interessen von Kindern und Jugendlichen müssen in der Covid-Pandemie endlich gehört und ernst genommen werden. Das fordern der Deutsche Bundesjugendring (DBJR), die Deutsche Sportjugend (dsj) und die Bundesschülerkonferenz (BSK) in einem gemeinsamen Appell.
Die Verbände kritisieren: Kinder und Jugendliche werden nach wie vor nicht gehört! Jugendverbände und Jugendringe, junge Engagierte in Sportvereinen oder Schüler/-innen in Schüler/-innenvertretungen als deren demokratische Interessenvertretungen müssen stärker an Debatten und Entscheidungen mitwirken, die den Kampf gegen die Pandemie und dessen Folgen bestimmen. Das fordern die drei Jugendorganisationen im Namen von Millionen junger Menschen in ihren Organisationen.
Die JuCo-Studien der Universitäten Hildesheim und Frankfurt aus dem Jahr 2020 zeigen eindrucksvoll die Kritik junger Menschen. Die Studien stellen fest: Politische Teilhabe von jungen Menschen in Bereichen, die ihr persönliches Leben betreffen, muss auch in Krisen-Zeiten gewährleistet werden. Ein Vertrauensverlust wird deutlich angezeigt. Ebenso deutlich zeigt sich, dass knapp ein Viertel der Befragten angibt, nicht den Eindruck zu haben, dass die eigenen Sorgen gehört werden (23,6 Prozent). Weitere 22 Prozent finden, ihre Sorgen werden »eher nicht« gehört.
In den Schulen werden die Schüler/-innenvertretungen nicht an Lösungen beteiligt, weder daran wie die Schulen digitaler gestaltet werden können, noch wie mögliche Öffnungsszenarien aussehen. Junge Menschen verbringen einen Großteil ihrer Zeit in Organisationen, die außerhalb der schulischen Bildung liegen – wie Sportvereine, Jugendverbände oder Jugendzentren; sie engagieren sich in Organisationen und haben Freundschaftsnetzwerke. Dies alles ist von jetzt auf gleich zum größten Teil weggebrochen und kann auch durch digitale Formate nicht ausreichend ersetzt werden. Das gemeinsame Formulieren von Positionen, Forderungen und Erwartungen an Politik wird damit erschwert. Zudem bietet die Politik keine Möglichkeiten der Mitwirkung.
Bereits jetzt verfestigt sich laut der JuCo-Studien bei jungen Menschen der Eindruck, dass mal wieder Erwachsene allein entscheiden, wie Kinder und Jugendliche in der Corona-Krise ihren Alltag zu gestalten haben. DBJR, dsj und BSK kommen deshalb zu dem Ergebnis: Beteiligungsformate für junge Menschen sind offensichtlich nicht krisenfest und werden in der aktuellen Corona-Pandemie schlicht ausgesetzt. Das muss sich ändern – und zwar jetzt.

UPDATE 04.02.2021: Kurz nachdem der DBJR, die Sportjugend und die Bundesschülerkonferenz ihren Appell veröffentlicht hatten, kündigte Bundesjugendministerin Franziska Giffey ein Jugendhearing für März an. »Wir finden: Es ist gut, dass die Bundesregierung auf unsere Forderung so schnell reagiert. Diesem Jugendhearing muss aber die substanzielle Beteiligung junger Menschen an den Debatten und Entscheidungen zu Coronamaßnahmen und zu Perspektiven der Öffnung sowohl auf Bundesebene wie auch in den Ländern folgen.«

 

Quelle: Pressemeldung des Deutschen Bundesjugendrings, Berlin, 01. bzw. 04. Februar 2021 und Pressemeldung der Deutschen Sportjugend, Frankfurt, 01. Februar 2021

Das Recht junger Menschen auf Schutz vor Gewalt – Verantwortung aller jenseits institutioneller Grenzen

Zwischenruf des Bundesjugendkuratoriums

BJK

Das Bundesjugendkuratorium weist in einem neu erschienenen Zwischenruf auf die Verantwortung des institutionellen Gefüges des Aufwachsens in seiner Gesamtheit hin, Kinder und Jugendliche vor seelischer, körperlicher und sexualisierter Gewalt zu schützen. Standards, Fachwissen und Konzepte müssen rechtlich verankert werden, damit dieser Schutz durchgängig und wirkungsvoll garantiert werden kann. 
Junge Menschen als Grundrechtsträger/-innen zu betrachten bedeutet auch, dass die Schutzrechte aller Kinder und Jugendlichen unabhängig der Lebenssituationen, in denen sie sich befinden, verwirklicht werden. Um Schutzrechte verwirklichen zu können, braucht es Infrastrukturen, die die Etablierung und Implementation von Schutzkonzepten unterstützen. Kinder und Jugendliche sollten hierbei aktiv mit in den Erarbeitungsprozess der Konzepte eingebunden werden. Dabei müssen insbesondere auch junge Menschen mit Fluchterfahrungen, mit Behinderungen und Beeinträchtigungen sowie Kinder und Jugendliche, die Diskriminierungen ausgesetzt sind, berücksichtigt werden. Zudem braucht es Räume und Ressourcen, um Aufarbeitungsprozesse zu ermöglichen. Die Stärkung der Selbstvertretung und Selbstorganisation Betroffener ist hierbei zentral. Auch der Schutz vor Gewalterfahrungen von Kindern und Jugendlichen im digitalen Raum muss bei der Ausarbeitung und Etablierung institutioneller Schutzkonzepte berücksichtigt werden.
Kinder und Jugendliche haben ein Grundrecht auf Schutz vor seelischer, körperlicher und sexualisierter Gewalt. Dem gesamten institutionellen Gefüge des Aufwachsens muss hierfür die notwendigen finanziellen, fachlichen und personellen Ressourcen zur Verfügung gestellt werden, um dahingehend präventiv, intervenierend und aufarbeitend handeln zu können. 
Der gesamte Zwischenruf steht auf www.bundesjugendkuratorium.de/stellungnahmen  zum Download bereit. 

 

Quelle: Pressemitteilung des Bundesjugendkuratoriums, München, 04. Februar 2021

DKJS-Stiftungsrat 2021: Antworten zu Pandemie-Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche

Der Stiftungsrat der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) diskutierte im Januar in hochkarätiger Besetzung aus Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Situation von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. »Die hohe Zahl der Teilnehmenden, unter anderem war ein Ministerpräsident sowie eine Bundes- und eine Landesministerin vertreten, zeigt, wie hochrelevant das Engagement der DKJS für mehr Bildungsgerechtigkeit in Deutschland gerade im Kontext der Corona-Pandemie ist«, erklärte Stiftungsratsvorsitzender Matthias Platzeck. Und Schirmherrin Elke Büdenbender ergänzte: »Noch nie war die Arbeit der DKJS so wichtig wie jetzt in Zeiten der Corona-Pandemie.«
Die beiden Professorinnen Jutta Allmendinger, Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung und DKJS-Stiftungsrätin, und Nina Bremm, Zürich University of Teacher Education, lieferten eindringliche Einstiege in die Diskussion. Während Allmendinger einen Rückverweis der Verantwortung für Bildung und Betreuung von Kindern und Jugendlichen ins Private feststellt, der zudem besonders in Deutschland auf ein traditionell geprägtes Familienbild trifft und vor allem zu Lasten junger Mütter geht, diskutiert Bremm die Gefahr einer Verstärkung sozialer Ungleichheit in Schulen, zu der sie seit 15 Jahren forscht: »Drei Dinge können Bildungsungerechtigkeit in der Pandemie vergrößern: geringere digitale Kompetenzen von benachteiligten Schüler/-innen, die aufgrund schlechter Ausstattung für digitales Lernen in Schulen schon vor der Pandemie nicht grundgelegt wurden, Defizitorientierungen, die mit einen verminderten Anspruchsniveau im Fernlernen einhergehen und eine mangelnde Förderung von Selbst- und Eigenlernkompetenzen von Schülern und Schülerinnen in benachteiligten Schulen.«
Im Rahmen der Stiftungsratssitzung wurden zwei Praxisbeispiele vorgestellt, die die DKJS erfolgreich konzipiert und umgesetzt hat: Die LernBrücken in Berlin, gefördert vom Berliner Senat, die mithilfe eines Netzwerks an lokalen Jugendhilfeträgern Kindern in Risikolagen beim Fernlernen unterstützen und helfen die Verbindung zur Schule nicht zu verlieren, sowie das Programm Wir stärken Mädchen. Es stößt die Auseinandersetzung mit geschlechteruntypischen Berufsbildern an und fördert Kompetenzen für eine chancengerechte und selbstbestimmte Zukunft.
DKJS-Geschäftsführerin Dr. Heike Kahl zeigt sich nach dem Austausch mit führenden Vertretern aus Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft, der zum ersten Mal in einem digitalen Rahmen stattfand, zuversichtlich: »Die Diskussion macht deutlich, dass wir mit unseren Programmen und Angeboten ganz nah an unserer Zielgruppe und ihren Bedürfnissen sind und damit eine wichtige Brückenbauerin zwischen allen Akteuren. So lassen sich die Herausforderungen von Corona und der Post-Corona-Zeit gemeinsam stemmen.«

 

Quelle: Pressemitteilung der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, Berlin, 17. Februar 2021

Ministerin Giffey kündigt Jugend-Hearing zur Bewältigung der Corona-Folgen an

Jugendstrategie

Junge Menschen sind gesundheitlich durch das Corona-Virus zwar durchschnittlich weniger gefährdet, umso stärker sind sie jedoch von den Maßnahmen zur Virus-Eindämmung und den damit verbundenen sozialen Einschränkungen und wirtschaftlichen Folgen betroffen. Das Kinderzimmer wird zum Ort für Homeschooling, Freizeit, Wohnen und Schlafen. Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Allensbach geben 63 Prozent der jungen Menschen an, dass sie sich einsam fühlen oder unter Einsamkeit und den Einschränkungen leiden.
Bundesjugendministerin Franziska Giffey wird daher zu einem Jugend-Hearing einladen, bei dem es um die Perspektiven von jungen Menschen und ihren Herausforderungen durch die Corona-Pandemie gehen wird. Ziel ist es, Antworten auf die Fragen zu finden, wie es nach der Pandemie weitergehen kann und welche Unterstützung junge Menschen dafür brauchen. Dies kündigte Ministerin Giffey im Anschluss an einen digitalen Dialog mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen an.
Bundesjugendministerin Franziska Giffey: »Der direkte Austausch mit Jugendlichen hat mich darin bestärkt, dass wir die besonderen Herausforderungen für die junge Generation in der Pandemie und ihre Sorgen vor allem auch für die Zeit nach Corona noch stärker berücksichtigen müssen. Es geht dabei nicht nur um verpassten Unterricht. Gerade für die persönliche Entwicklung junger Menschen sind soziale Begegnungen und der direkte Kontakt zu Freunden sehr wichtig. Es sind im letzten Jahr nicht nur Bildungslücken, sondern auch Bindungslücken entstanden. Mit der Dauer der Pandemie nimmt die Beunruhigung der Jugend um die eigene Zukunft zu. Jetzt geht es darum, gemeinsam mit ihnen nach vorne zu schauen und Pläne zu machen. Wir sprechen mit jungen Menschen und beteiligen sie an den Entscheidungen, die sie betreffen. Darum geht es auch in unserer im Jahr 2019 von der Bundesregierung verabschiedeten Jugendstrategie unter dem Motto ‚In gemeinsamer Verantwortung: Politik für ›mit und von Jugend‹‘, um die Lebensbedingungen der 14 Millionen Menschen zwischen 12 und 27 Jahren in Deutschland spürbar zu verbessern. Unser geplantes Jugend-Hearing setzt genau dort an und wird wichtige Impulse geben.«

Jugend-Hearing für zukunftsorientierte Lösungen: Im Jugend-Hearing soll es am 11. März 2021 darum gehen, wo junge Menschen etwa in den Bereichen Bildung und Arbeit Unterstützung benötigen und wie unbeschwerte Freiräume wieder eröffnet und erhalten werden können. Im Dialog von der Ministerin mit Jugendlichen, Jugendinteressenvertretungen, Fachorganisationen der Jugendhilfe sowie wissenschaftlichen Expertinnen und Experten wird das Thema »Corona, Jugend und die Folgen« diskutiert, um jugendpolitische Perspektiven für die Zeit nach Corona zu entwickeln. 

Weiteres über die Jugendstrategie der Bundesregierung unter: www.bmfsfj.de/jugendstrategie 

 

Quelle: Pressemitteilung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Berlin, 03. Februar 2021

156 700 Angebote von Jugendverbänden, Kommunen, Kirchen und Co.

Destatis

Aus Sicht von Kindern und Jugendlichen beeinträchtigt die Corona-Pandemie zurzeit nicht nur den Schul- und Kita-Besuch. Auch die Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung und Erholung sind massiv eingeschränkt. Was infolge des Infektionsschutzes inzwischen nicht mehr möglich ist, war vor Ausbruch der Pandemie für viele junge Menschen noch eine Selbstverständlichkeit: Kinderfreizeiten, Sportveranstaltungen, internationaler Jugendaustausch, die Gruppenstunde in der Gemeinde oder der Besuch im Jugendcafé. Nach neuen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) wurden im Jahr 2019, also im Jahr vor der Ausbreitung der Corona-Pandemie in Deutschland, bundesweit knapp 156 700 solcher Angebote der Jugendarbeit mit öffentlicher Förderung durchgeführt. Daran teilgenommen hatten fast 8,6 Millionen junge Menschen.

Besonders attraktiv: (Groß-)Veranstaltungen und Projekte: Eingeschränkte Begegnungen, verschobene Termine, abgesagte Veranstaltungen die Frage, ob und wie Jugendarbeit weiterhin stattfinden kann, hängt auch von ihrer Art ab. Besonders viele junge Menschen zogen zum Beispiel (Groß‑)Veranstaltungen und Projekte an: Im Jahr 2019 zählten dazu rund 105 900 Angebote mit mehr als 6,8 Millionen Besucherinnen und Besuchern. Davon hatten allein rund 1,5 Millionen junge Menschen an einer Freizeit teilgenommen. Von Bedeutung waren vor der Coronazeit aber auch die klassischen Gruppenangebote, zum Beispiel die regelmäßige kirchliche Gruppenstunde. 2019 wurden rund 26 500 solcher Gruppenangebote mit rund 805 500 Teilnehmenden gemeldet. Auch die offenen Angebote ohne festen Teilnehmerkreis - wie etwa Jugendzentren oder betreute Abenteuerspielplätze - hatten vor Ausbruch der Pandemie noch regen Zulauf: Im Jahr 2019 nutzten knapp 950 200 Besucherinnen und Besucher die gut 24 300 offenen Angebote regelmäßig.

Im Mittelpunkt: Spiel, Sport, Gesellschaft und Religion: Gut zwei Drittel der öffentlich geförderten Angebote wurden von anerkannten freien Trägern der Kinder- und Jugendhilfe - zum Beispiel Kirchen, Wohlfahrtsverbänden oder Jugendverbänden - durchgeführt. Knapp ein weiteres Drittel lag in Händen öffentlicher Träger - etwa der Kommunen oder Jugendämter. In 18% aller Fälle wurden die Angebote in Kooperation mit Schulen durchgeführt, wobei die Grundschulen hier besonders aktiv waren (8%). Thematisch standen im Jahr 2019 Spiele (35%), Sport (24%) und gesellschaftliche oder religiöse Themen (ebenfalls 24%) im Mittelpunkt. Aber auch Kunst und Kultur (22%) sowie Natur und Umwelt (14%) spielten eine größere Rolle (Angebote können mehrere Themen umfassen). 

Bei gut jedem zweiten Angebot der Jugendarbeit engagierten sich Ehrenamtliche: Die vorübergehende Einstellung vieler Angebote bedeutet nicht nur für die junge Zielgruppe einen Einschnitt, sondern auch für diejenigen, die im Rahmen der Jugendarbeit ehrenamtlich aktiv sind: Vor Ausbruch der Pandemie im Jahr 2019 hatten sich in 5 % aller öffentlich geförderten Angebote Kinder, Jugendliche oder Erwachsene ehrenamtlich eingebracht. Zusammen waren das rund 563 500 Menschen (inklusive Mehrfachzählungen). Mit gut 138 700 Personen war ein Viertel davon unter 18 Jahre, also selbst noch im Kindes- beziehungsweise Jugendalter.

 

Quelle: Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes (Destatis), Wiesbaden, 02. Februar 2021

Projekt »Suchtprävention für vulnerable Zielgruppen im Land Brandenburg«

Ungefähr jedes 6. Kind wächst bundesweit in einer suchtbelasteten Familie auf. Kinder aus suchtbelasteten Familien sind die größte bekannte Risikogruppe für eine eigene Suchterkrankung. Auch sind sie lebenslang hochgefährdet für psychische Krankheiten sowie soziale Störungen. Wenn Vater oder Mutter süchtig sind, leiden die Kinder unter einem dauerhaft angespannten und angsterfüllten Familienklima. Emotionale und körperliche Vernachlässigung, Gewalt und Missbrauch sind vielfach Begleiterscheinungen von elterlicher Sucht. Je früher diese Kinder Hilfe und Förderung erhalten, desto besser sind die Chancen, dass sie sich trotz ihrer widrigen Lebensumstände zu gesunden, lebenstüchtigen Erwachsenen entwickeln. 
Genau hier setzt das Projekt »Suchtprävention für vulnerable Zielgruppen im Land Brandenburg« der Brandenburgischen Landesstelle für Suchtfragen e.V. an, welches durch das GKV-Bündnis für Gesundheit und das Land Brandenburg gefördert wird. Zurzeit gibt es zu wenig gezielte präventive Angebote für Kinder suchtkranker Eltern. »Wir wollen in allen Landkreisen Brandenburgs Akteure zusammenbringen, qualifizieren und Projekte zur Unterstützung besonders gefährdeter Menschen initiieren«, sagt Andrea Hardeling, Geschäftsführerin der Brandenburgischen Landesstelle für Suchtfragen. 
Mit einer Online-Seminarreihe zum Thema Kinder aus suchtbelasteten Familien startete die Brandenburgische Landesstelle für Suchtfragen ihr neues Projekt. Die Veranstaltungsreihe dient dazu, den Fachkräften erste Hintergründe zum Thema zu vermitteln und im gemeinsamen Austausch den Bedarf und mögliche Präventionsansätze zu erörtern. 
Weitere Informationen unter https://www.blsev.de/aktuelles/lesen/projekt-fuer-vulnerable-zielgruppen-startet-mit-online-auftakt.html

 

Quelle: Pressemeldung der Brandenburgischen Landesstelle für Suchtfragen e.V., Potsdam, 18. Februar 2021

Suchtprävention goes digital!

Neuer Erklärfilm für Eltern der Aktion Jugendschutz Bayern

Video

Nicht erst durch die Corona-Pandemie haben die vielfältigen Angebote und Materialien der Aktion Jugendschutz, Landesarbeitsstelle Bayern e. V. einen digitalen Boost erhalten. Diesem Ansatz folgend, erzieherischen Jugendschutz auch in digitalen Welten abzubilden und sich dort neue Gestaltungs- und Wirkräume zu erschließen, hat das Referat Suchtprävention der Aktion Jugendschutz Bayern einen niederschwelligen, kurzweiligen und facettenreichen Video-Clip zum Thema Sucht und Konsum entwickelt. 
Dieser zweiminütige Clip ist vorrangig als Unterstützung für Eltern gedacht, deren Kinder in die Pubertät kommen und soll bei der Vorbeugung von Suchtentwicklungen ansetzen. Aber auch für Fachkräfte in den Feldern des erzieherischen Jugendschutzes oder Lehrkräfte an Schulen bietet dieser kurze Zeichentrickfilm eine gute Möglichkeit im Rahmen eines Elternabends den Einstieg in das Thema zu gestalten.
Gefördert und umgesetzt werden konnte diese kreative Methode dank des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege, das die Aktion Jugendschutz im Rahmen der Suchtprävention fördert. Mit Hilfe der planenden und programmierenden Firma cleverclipstudios konnte so ein komplexes Thema, das Sucht(-gefährdung und -risiken) letztlich immer ist, lebensweltorientiert für Eltern und auch Fachkräfte transportiert und veranschaulicht werden.
Im Clip geht es um die Stärkung von Selbstbewusstsein und die Förderung von Lebenskompetenzen sowie zu lernen mit Regeln und Grenzen umgehen und nein sagen zu können. Eltern werden angeregt, sich mit ihrer Vorbildrolle auseinanderzusetzen und eine Haltung im Umgang mit dem Thema selbst zu entwickeln. 
Der Clip steht kostenlos zum Download bereit. Er darf geteilt, geliked und für die pädagogische Arbeit verwendet werden. → https://www.youtube.com/watch?v=hsbgZaV3-Bc 

 

Quelle: Meldung der Aktion Jugendschutz, Landesarbeitsstelle Bayern e.V., München, 03.Februar 2021

17. Deutscher Kinder- und Jugendhilfetag findet rein digital statt

DJHT

Zum ersten Mal in seiner mehr als 50-jährigen Geschichte findet der Deutsche Kinder- und Jugendhilfetag (DJHT) rein digital statt. Angesichts der anhaltenden Pandemielage und der damit verbundenen Risiken hat der AGJ-Vorstand in einer außerordentlichen Sitzung am 11. Februar 2021 beschlossen, den Präsenz-DJHT in Essen abzusagen. Die Pandemielage hat seit Jahresbeginn zu einer zunehmenden Verunsicherung bei den Aussteller/-innen, aber auch bei den Mitveranstalter/-innen des Fachkongresses geführt, ob die Präsenzelemente im Rahmen eines hybriden DJHT überhaupt noch durchführbar sind. 
Informationen zum digitalen 17. Deutschen Kinder- und Jugendhilfetag unter www.jugendhilfetag.de.

Anmerkung: Auch die Bundesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz e.V. sowie einzelne Landesstellen für Kinder- und Jugendschutz werden ihre Fachveranstaltungen im digitalen Format im Rahmen des DJHT anbieten.

 

Quelle: Pressemeldung der Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ, Berlin, 16. Februar 2021

NEWSLETTER 5/2024
Im JUGENDSCHUTZ-NEWSLETTER informiert die BAJ über eine Anhörung zur Reform des § 184 b StGB und die neue Ausgabe der Zeitschrift KJug – Kinder- und Jugendschutz in Wissenschaft u ...
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JUGEND – CANNABIS – PRÄVENTION: WIE GEHT’S JETZT WEITER?
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Besser gestern als morgen – Änderung des §184b StGB aus Sicht des Kinder- und Jugendschutzes
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Kinder- und Jugendschutz in Wissenschaft und Praxis Ausgabe 2/2024

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Prävention contra Jugendgewalt

Kinder- und Jugendschutz in Wissenschaft und Praxis Ausgabe 3/2023

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